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Der jeweils regierende Kaiser adoptierte in die Zeit der Adoptivkaiser den fähigsten Mann als Sohn und baute ihn zu seinem Nachfolger auf. Das sicherte dem römischen Reich in der Zeit von 96 n. Chr. bis 180 n. Chr. eine beachtliche politische Stabilität im Inneren.
Kaiser Antoninus Pius adoptierte so auf Veranlassung seines Vorgängers Hadrian den Marcus Aurelius Antoninus, geboren im Jahr 121 in Spanien. Dessen ganzes Leben war von der stoischen Philosophie geprägt, die Wahrhaftigkeit, Selbstbeherrschung, Pflichterfüllung und Menschenliebe fordert.
Marc Aurel trat im Jahr 161 zusammen mit seinem Adoptivbruder Lucius Verus (gestorben 169) die Regierung an. Da die Parther, über Jahrhunderte Rivalen Roms in Orient, in die östlichen Provinzen eingedrungen waren, mussten sechs Legionen in den Osten verlegt werden. Daraufhin durchbrachen die germanischen Markomannen die Donaugrenze und stürmten bis nach Italien vor – der Beginn der großen Völkerwanderung.
Schlimmer als die äußeren Feinde Roms war für die Bevölkerung aber die verheerendste Pestepedemie des Altertums, die in die Regierungszeit Marc Aurels fiel. Nur unter größten Anstrengungen konnte Marc Aurel die Krise meistern.
Kurz darauf empörte sich im Jahr 175 in Syrien sein fähigster General. Der Aufstand brach rasch zusammen, aber es kam erneut zu Angriffen auf die Donaugrenze. Während dieser Kämpfe erkrankte Marc Aurel und starb am 17. März 189 in Vindobona, dem heutigen Wien.
Die Marc-Aurel-Säule auf der Piazza Colonna erinnert an diese Kriege an der Donau.
Marc Aurel, der Platons Ideal des Philosophenkönigs zu verkörpern schien, musste seine ganze Kraft der Abwehr äußerer Feinde widmen. In seinen „Selbstbetrachtungen“, die er in einsamen Nächten in den Feldlagern niederschrieb, entsteht das Bild eines Mannes, der unbeirrbar und pflichtgetreu dem Göttlichen in seinem Inneren folgte, so dass schon der Kirchenvater Augustinus sagen konnte, das Leben dieses heidnischen Kaisers verdiene die Nachahmung der Christen.
Die Reiterstatue auf dem Kapitol zeigt uns den Kaiser nicht als Offizier, sondern in der Haltung eines Philosophen. Sie wurde im Jahr 177 gegossen. Die ausgestreckte Rechte wurde stets als Segensgeste gedeutet. Manche sehen in der ausgestreckten Hand aber auch das Gebietende, Triumphierende.
Man vermutet, dass der rechte Huf des Pferdes einst auf einem gefesselten Gefangenen, der einen besiegten König darstellt, stand. Das würde natürlich der Annahme einer Segensgeste widersprechen.
Wo die Statue im Altertum stand, ist umstritten. Seit etwa dem Jahr 1000 ist sie vor der Lateranbasilika nachweisbar. Die Römer hielten sie irrtümlicherweise für eine Statue Kaiser Konstantins. So wurde sie trotz ihrer heidnischen Herkunft im Mittelalter nicht eingeschmolzen.
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