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Nachdem Caesars Geliebte Kleopatra 44 v. Chr. nach Rom gekommen war und spätestens als die Römer ab 30 v. Chr. unter Augustus Ägypten besetzt hatten, brach eine wahre Ägypten-Manie unter ihnen aus. Ein Zeugnis für diese Obsession ist die Pyramide des Cestius, bekanntere Zeugnisse aber sind die Obelisken in Rom.
Heute finden wir elf antike Obelisken in Rom. Die meisten stammen aus Ägypten, wo sie auf einen uralten Sonnenkult in Heliopolis zurückgehen.
Die beiden Obelisken, die im Jahre 10 v. Chr. als erste nach Rom gebracht wurden, stammten aus Heliopolis. Ein solcher Obelisk-Transport über das Mittelmeer war für die damaligen Verhältnisse eine technische Meisterleistung.
Nicht weniger schwierig war aber der kurze Landweg vom Hafen zur Stadt, der mit Hilfe von Rollen bewältigt werden musste. Den jüngeren der beiden Obelisken, der erst knapp sechshundert Jahre alt war, ließ Augustus auf der Trennmauer in der Mitte des Circus Maximus als Wendemarke aufstellen, den anderen aus der Zeit des Pharaos Ramses II. als Zeiger einer Sonnenuhr auf dem Marsfeld.
Er erhielt auf der Spitze eine goldene Kugel, deren Schatten auf vergoldete Metallstreifen im Marmorpflaster fiel und die Mittagslinie der Tage anzeigte. Hier wurde die Verbindung zum Sonnenkult besonders deutlich sichtbar.
In der Renaissance und im Barock wurden die Obelisken wiederaufgerichtet und auch an andere Stellen versetzt. Sie sollten als Wegweiser für die Pilger zu den wichtigsten Plätzen in Rom dienen.
Der erstgenannte Obelisk steht heute auf der Piazza del Popolo, der andere auf der Piazza Montecitorio in Rom.
Aus Ägypten stammen auch der kleinste der römischen Obelisken, der heute den Rücken eines Elefanten auf der Piazza Santa Maria Sopra Minerva schmückt, und der größte aus der Zeit des Pharaos Thutmosis IV. Er steht vor dem Lateran.
Aber nicht alle römischen Obelisken sind so „echt ägyptisch“ wie diese beiden. Zumindest ägyptischen Ursprungs ist auch der Obelisk auf dem Petersplatz. Ihn hatten römische Steinmetze in Ägypten geschnitten. Er wurde dann mit seinen 440 Tonnen Gewicht auf dem angeblich größten Schiff der Antike nach Rom transportiert und von Kaiser Domitian im Zirkus des Nero aufgestellt.
Im Jahr 1586 wurde der Obelisk dann unter der Leitung von Domenico Fontana an seinen jetzigen Standort gebracht. Der heutige Petersplatz selbst entstand erst später, er wurde also von Bernini um den Obelisken herum angelegt und nicht etwa der Obelisk in der Mitte des Platzes aufgestellt.
Davon wird diese Geschichte erzählt: Papst Sixtus V. hatte, unter Androhung der Todesstrafe bei Zuwiderhandlung, angeordnet, dass die Arbeiter absolute Stille halten mussten, damit die Befehle Fontanas gehört werden konnten. Als jedoch Seile zu reißen drohten, weil sie zu heiß wurden, rief ein Arbeiter aus San Remo: „Acqua alle funi!“ – „Wasser auf die Seile!“ und rettete so den Obelisken vor der Zerstörung. Der Arbeiter wurde nicht hingerichtet.
Der schon erwähnte Kaiser Domitian scheint eine besondere Vorliebe für Obelisken gehabt zu haben. Drei weitere römische Obelisken, nämlich die auf der Piazza Navona, vor der Kirche Santa Maria Maggiore und vor dem Quirinalspalast, sind in seinem Auftrag gefertigte Nachbildungen. Die beiden letzteren standen ursprünglich vor dem Mausoleum des Kaisers Augustus.
Römische Nachbildungen sind auch die drei, die in der Aufzählung noch fehlen: Den Obelisk vor dem Pantheon ließ Nero ursprünglich vor einem Isis-Tempel errichten, den auf dem Pincio hatte Kaiser Hadrian wahrscheinlich im Bereich seiner berühmten Villa aufstellen lassen, bevor er unter Elagabal in die Stadt kam. Von Commodus stammt schließlich der Obelisk oberhalb der Spanischen Treppe.
Ein weiterer Obelisk wurde unter Mussolini (ganz in seiner selbst stilisierten Nachfolge der antiken Imperatoren) im Jahr 1937 aus Äthiopien nach Rom gebracht, der Obelisk von Axum. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von Italien die Rückgabe an Äthiopien zugesagt, sie verzögerte sich jedoch mehrere Jahrzehnte lang. 2002 wurde der Obelisk auf der Piazza di Porta Capena vom Blitz getroffen und stark beschädigt. Nach der Restaurierung soll er nun wieder in Axum aufgestellt werden. Das letzte von drei Teilen wurde 2005 an Äthiopien zurückgegeben.
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