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Autor des Textes ist Günther Kohlbacher, dem ich dafür herzlich danke.
Eigentlich müßte man ja mit diesem Gedankengut sehr, sehr vorsichtig sein, denn es sind eh’ schon sehr viele Touristen in Rom, also lockt nicht noch mehr dorthin!
Nur – sicherlich hat man irgend einen Menschen, den man von ganzen Herzen mag, und dieser oder diese soll schon an der Freude teilhaben, in Rom sein zu dürfen. Also nochmal, wie stelle ich es an, einen „noch nicht in Rom Gewesenen“ zu überzeugen, mit mir nach Rom zu fahren? Erzählt man soviel von Rom, dann meint der sicherlich „ich schneide auf“. Bin ich zu beharrlich, dann meint er ich hätte noch andere „Hintergedanken“. Da ist guter Rat teuer – oder?
Im „kalten Norden“ kann man halt Rom nur (!) erzählen. Erst „der in Rom Gewesene“ kann das Erzählte umsetzen. Kein einfaches Unterfangen. Selbst schäumt man über vor Begeisterung und Reisefieber, nur der andere versteht das alles nicht. Er kann es einfach nicht begreifen, daß man wieder nach Rom fahren muß. Dann kommt dieser Satz: „Jetzt warst Du schon so oft in Rom, warum mußt Du schon wieder dorthin fahren?“ Das ist schon ein Dilemma!
Was antwortet man einem „noch nicht in Rom Gewesenen“ auf diese absurde Frage? Soll ich ihm wieder vorschwärmen von dem Flair, der absoluten Klasse, der Einmaligkeit Roms? Kann ihn das dann umstimmen? Zeige ich ihm Bilder, erzähle ich von der letzten Romreise, zitiere ich Dichter, die Rom geliebt haben? Was mache ich? Buche ich einfach einen Flug und schleppe diesen „noch nicht in Rom Gewesenen“ einfach zum Flughafen? Bettele ich auf Knien: „Bitte, bitte, komm mit nach Rom!“ Schlaflose Nächte folgen, er erhört mich nicht! Wie gerne würde ich ihm gerade Rom zeigen, er will nicht! Was soll ich sonst noch anstellen, damit er endlich mitfährt?
Ich lade ihn zum Italiener ein, bestelle feurigen Vino, Pasta, Pizza, obwohl ich selbst weiß, daß dies hier nur ein ganz müder Abklatsch ist! Wer einmal Fettucini in Rom gegessen hat, der will sie halt nur noch so richtig in Rom essen, aber erzähl’ das einmal einem „noch nicht in Rom Gewesenen“, der hat doch gar keine Antenne dafür. Der frißt diese Nudelpampe auch beim „Italiener um die Ecke“. Eigentlich unvorstellbar, und das schmeckt dem auch noch! Nur – wie bringe ich dem „noch nicht in Rom Gewesenen“ bei, daß Fettucini nur in Rom schmecken können?
Komme ich mit der Geschichte, dann wirkt das eventuell „schulmeisterhaft“. Dieser „noch nicht in Rom Gewesene“ kann ja nicht wissen, daß Geschichte in Rom alles andere als langweilig ist, daß Geschichte in Rom lebendiges Zeugnis ist, daß Geschichte in Rom furchtbar aufregend sein kann! Komme ich mit Kultur, dann sagt der mir: „Italienisch verstehe ich sowieso nicht!“ Komme ich ihm mit Kunst, dann übersteigt es meine Ausdruckskraft ihm zu erzählen, was ein Bernini, ein Michelangelo, ein Leonardo da Vinci, ein Borromini an Kunst geschaffen hat. So geht es nicht.
Soll ich ihm erzählen, daß es für mich eine Erfüllung ist, ganz still im Innenhof von San Paolo fuori le Mura zu sitzen, vor dem Trevibrunnen einen schönen Traum zu träumen und unter der Trajanssäule auf einer Marmorbank zu diskutieren? Soll ich dem „noch nicht in Rom Gewesenen“ erzählen, daß ein Gelato vor dem Pantheon nicht „Eis essen“ ist, sondern „Römisches Flair genießen“ ist? So geht das nicht! Eben – dann taucht die Frage auf: „Warum kann ich Rom dem noch nicht in Rom Gewesenen erklären?“
„Komm bitte einmal mit nach Rom, du wirst begeistert sein!“
„Und dann wird es Dir genau so wie mir passieren, daß Du Schwierigkeiten hast, einem noch nicht in Rom Gewesenen beizubringen, wie schön es in Rom sein kann!“
„Ich werde mich diebisch freuen, wenn ich zuhöre, wie Du von Rom schwärmst und keiner kapiert es so richtig. Nur, du hast einen Vorteil, ich werde es genießen Dir zuzuhören!“
„Und ich weiß, daß irgendwann jeder Rom erliegt!“
(Text Copyright © 2000 Günther Kohlbacher)
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